Die Welten der Skiir 1: Prinzipat by Dirk van den Boom

Die Welten der Skiir 1: Prinzipat by Dirk van den Boom

Autor:Dirk van den Boom
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Cross Cult
veröffentlicht: 2016-03-15T00:00:00+00:00


21

'N ichts?'

'Nichts.'

'Warum lebe ich noch?'

Investigator-Augur Zweiter Klasse Halberg schaute Markensen an und ihm war anzusehen, dass er auf diese Frage auch keine Antwort wusste. Sie saßen in Halbergs Büro, ein Provisorium, das auf der Militärbasis errichtet worden war, um einen Stützpunkt für die Ermittlungen vor Ort zu haben. Der Tod so vieler Soldaten hatte ein eigenes Team auf den Plan gerufen und obgleich Markensens Fall der Ausgangspunkt war, gehörte er jetzt auch zu den Opfern.

Obwohl – nein, gehörte er nicht.

Er war ein Zeuge, sicher, und er konnte sich nicht mehr erinnern, wie oft in den letzten Tagen er seine Aussage wiederholt hatte. Halberg war ein gründlicher Kollege, ging sehr methodisch vor und ließ seine kollegiale Verbundenheit nicht seine professionelle Pflichterfüllung trüben. Das Gespräch jetzt war aber kein Verhör mehr. Diese Phase hatten sie endgültig hinter sich gebracht. Halberg tauschte sich mit seinem Kollegen aus, und zu diesem Austausch gehörte, welche Erkenntnisse sie bisher gewonnen hatten.

Keine.

'Ich weiß nicht, warum Sie noch leben, Kollege', sagte Halberg ruhig und massierte seine massive Nase, die sein schmales und fast filigran wirkendes Gesicht auf beinahe schon brutale Weise dominierte. Vielleicht rieb er sie deswegen andauernd, in der vergeblichen Hoffnung, sie dadurch zu verkleinern oder zumindest den beherrschenden Eindruck zu mindern. 'Jeder in dem Raum starb, nur Sie nicht. Wir wissen nicht, warum das so ist. Und Sie scheinen auch keine Ahnung zu haben.'

'Ich fühle mich beinahe etwas schuldig, dass ich überlebt habe. Es geschah ohne mein Zutun. Ich war ebenso wehrlos wie jeder andere. Werde ich weiter festgehalten?'

Halberg ließ seine Nase in Ruhe und schüttelte den Kopf.

'Nein, es gibt keine Verdachtsmomente gegen Sie. Das Gemetzel war offensichtlich eine Folge Ihrer guten Ermittlungen – Sie kamen der Sache zu nahe und jemand hat einen Zeugen ausschalten wollen. Leider nicht schnell genug, für alle Beteiligten.'

Markensen verzog sein Gesicht, weniger im Widerspruch, sondern eher aus Unglauben.

'Wenn Sie einen Tipp haben, wie ich jetzt weiter ermitteln soll – möglichst, ohne erneut jemanden umzubringen –, wäre ich Ihnen dankbar', sagte er. 'Natürlich wurde da ein Zeuge oder zumindest eine Verbindung zu Torgen ausgeschaltet. Aber das bin ich doch noch viel mehr als der Kalmir – ich meine, ich leite die Ermittlungen! Ach, verdammt. Haben Sie keinen Tipp für mich? Eine Idee?'

'Ich habe keine Ahnung.'

Halbergs Aussage war von entwaffnender Offenheit. Markensen erhob sich. Er sah müde aus, das Gesicht verhärmt, die Augen rot. Er schlief nicht gut seit dem Vorfall. In seinen Träumen tauchte ein schwarzer Schemen auf, der mit ausgesuchter Effizienz Leben nahm. Warum lebte er noch? Es gab keine logische Erklärung, zumindest nicht auf Basis der existierenden Fakten. Und die Art der Hinrichtung – so kalt, effizient und dabei entsetzlich … beiläufig.

Warum lebe ich noch? Womit habe ich das verdient?

'Überlebensschuld' wurde das genannt, was er empfand. Er konnte es rationalisieren, wie er wollte, aber solange er nicht herausfand, warum er noch lebte, würde er weder das Gefühl noch die Albträume loswerden. So viel stand für ihn fest.

'Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich etwas Neues erfahre', sagte er zum Abschied.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.